Samstag, 16. Februar 2008

Dreibeiner

Alles schaffen
alles
wenn es nur gemeinsam ist.

Das ist die einzige Stütze
die uns unsere zwei Beine nicht sind.

Ohne sie fallen wir ewig
und schlagen endgültig auf.


2. Dezember 2007

Homo homini lupus est

Wenn ich nur die Autogramme
von Hobbes und Waltz
Morgenthau und Clausewitz
auf dem Nie wieder Krieg-Plakat
über mein Bett hängen könnte
wäre meine tiefe Beunruhigung
mit meiner Hoffnung versöhnt.


25. November 2007
Wenn dem Leben
ein Spund gezogen wird

(wir bestehen aus ihnen
vertrauen
auf ihr Bleiben)

und das Spundloch
groß genug

scheint alle Sicherheit abzulaufen
und das kleinste Schiff
in der letzten Badewanne
sinkt auf den trocknenden Grund.


Wäre nur
kein Spund vonnöten,
hätten wir nur die Dinge
die das Leben einhauchen
sicher.


V. Hu.'s Freundin hat ihn verlassen.

12. Oktober 2007

Phlegma

Lichtfischende Kutter:
Darwin selektiert
phlegmatische Fische

Überlebenstraining
fürs mediengeflutete Jahrhundert.


Wenn der Kutter vorbei ist
werden wir Phlegmatiker
im Schleppnetz gehoben.

Kein Entkommen
dem Fortschritt.


Hellerleuchtete Fischtrawler bei Nacht bei Bilbao. Ziehen sie die Fische mit dem Licht an?

5. November 2007

Kreise von Spreu

Jahrtausenddiaspora:
Wie Spreu fühlt ihr euch,
von eurem Weizen verweht,
weit und dauerhaft.

Um dennoch zu keimen
hiess es zusammenhalten
die Sprachen die Ehen
das Leben war in euren Kreisen gelenkt.

Das macht euch nicht schuldig
für die Angriffe derer
die die Kreise nicht teilten
und dafür Kreuze malten gegen euch.

Es macht euch nur angreifbar.
Was die 60 Jahre Gastarbeiter
gegen ihre Haut bewirkte
gärt gegen eure viel länger.

Nach einem Angriff dürft ihr ruhn
bis im Zufall
wieder der schlimmstmögliche Tag
auf Ausbruch wartet

so lange wieder wartet
bis keine Verwundbarkeit mehr bleibt.



9. Oktober 2007

Mit Türen gepflastert

"Ich glaube
ich schaffe die Schule"

Dein krankes Herz
fasst eine Prise Mut.

Du sagst dein Wochenende
liegt noch leer vor dir
keine Erfüllung wartet auf dich

sie beginnt erst zu warten
wenn du die Mühle
mit Herzblut in Schwung brachtest.

Das weißt du. Du weißt viel
doch dein Herz
dein Herz ists
das nicht glauben kann.

Dass Sicherheit dein ist
wenn du sie erkennst
dass der Schatten der Nacht und der im Herz
leer ist und bar der Gefahren.

Du weißt. Vor allem
dass dein Weg liegt
und gegen allen Willen
nicht vom Kurs weicht

dass der gewundene Weg
jeden Tag
aufgestoßen werden muss
als sei er mit Türen gepflastert.


Vielleicht liegt eines Tages dein Weg
in einem Tal das an Türen spart;
in dem ein Torbogen Einladungen spricht
nicht aufhalten will.


Für VZ am 14. September 2007

Margueritte La'ama

Gelegentliche Besuche
arabisches Palaver
wie war es früher

(dort die Kirche, dies Haus und dieses
nein nein, die Straße ganz neu)

alte Fotos, Erinnerungen
schon etwas vergilbt
(unschärfer und halb gegoldet)

Du lädst mich ein, zwingst mich fast
zu Gebäck aus Feige und Nüssen
die du nie essen darfst
Fencheltee
aus deiner alten Welt
die mir gut schmeckt

auf der hundertjährigen Terasse
(am Wein und am Feigenbaum)
radebrechen wir
ich frage, du erzählst mir

die Sonne schon fast in Jordanien
der Tag wird still

kühl wirds für dich
ich sage auf bald
die Freude in deinen Augen über Besuch
geleitet mich zum Gartentor
dein Geh mit Gott
die alten Stufen hinauf.


Ob du wohl noch lebst
im fernen Bethlehem?


18. August 2007

Kein Sinn zu stossen

Ein Dorf
seine alten Gassen
die Heim sind
so sicher und fest
wie die Regeln gefestigt

ein Machtwort
immer aus dem Mund des Mannes
das Kopftuch und die Kinder
immer zuhaus

ist das schlechter
als die Freiheit?

Kann man die Sicherheit
die Straße vor sich - steinig wie sie ist -
liegen zu sehen
in eine Wagschale legen gegen die Freiheit und Lust
und Unkenntnis
die am Horizont beginnt?


Kein Sinn darin
alte Gesetze zu brechen
wenn das farbige Neue
allein in der Welt steht.

Bunte Traditionen
müssen wachsen.
Graues wird vom Umstossen
nicht farbig.

Und wie einem Kind
ist strenge Erziehung
ein Tausch für die Freiheit
der manchmal gut ist.


31. Juli 2007

In meiner Haustür

In meiner Haustür
nach einem Rückzugsgefecht
Gedicht
dort stehst du.

Bei dir kann ich allein
und nicht einsam sein

auf dich
gehe ich zu

du
stößt mich nicht zurück.

Du bist kein Mensch
ich kenne oft
deine Gedanken.

Wie oft
sind mir Menschen
ein Rückzugsgefecht.

In meiner Haustür
ich weiß es
dort stehst

du.


27. Juli 2007

Festhalten

Das Leben verdichten
wenn es manchmal
zu leer scheint.

Worte sind mir
ein mächtiger Strohhalm.


21. Juli 2007

Die Kunst der kleinen Schritte

Auf Siebenmeilenstiefel
sprang ich auf

sie springen von Stadt zu Stadt
von Kopf zu Geschichten

weit, sehr weit
trugen sie mich

(weit, weiter
als je die Schwingen der Stahlvögel).

Bilderstrudel an Bord
als wäre die Welt
ein enger Trichter.

Zuhaus (in Deutschland)
ist der Strom ruhig; breit und untief.
Jemand erzählt
der Wohnheimantrag in Santiago fürs Semester
abgelehnt.

Das ist nicht
sieben Meilen entfernt.
Das breite, flache Leben
scheint langsam
aus der Warte der harten
Schnürung der Stiefel.

Die Kunst der kleinen Schritte
ruht im Takt
der Schnürung;
wie eng
man den Trichter wählt.


18. Juli 2007

Hydraulik (anarchisch)

Ein Streit
eine Frontlinie

ein Volk
ein zweites

zwei Flüssigkeiten.
Wasser
ein zweites.

Der Schwerkraft folgen!
(sie speist wie der tiefste Brunnen)

Wer hält die tiefste Stelle im Flussbett?
Kein Plan, kein Gedanke -
ein Drang
von purer Kraft

Front
ein hydraulischer Krieg

ohne Ablauf
überlaufen.

Meistens mischen sich
die Wasser kaum.

Nur Kraft
an Kraft

die vorrücken zurückweichen
wie Waagbalken schwingen

bis im Gleichgewicht die Kräfte
ihre Stellungen einhalten.


2. Juli 2007

Als wäre es Lehm

Ein Stein
genau im Bauch zentriert.

Eine Säure bräucht ich dafür

vielleicht
sollt sie aus Zucker sein
(oder Clobazam)

sie muss so groß
wie der Mantel um die Schultern sein

wie die Straßen umher.


Nein! Nichts brauch ich!

Als Straßen umher
Seelenverwandte
die den Stein zerflocken als wäre es Lehm

keine Säure
selbst aus Zucker nicht

nur
zerflockende
Hände

die richtigen Mäntel
die nicht wissen
wie sehr sie mich trösten.


2. Juli 2007

IC Göttingen-Konstanz

An jeder Kurve
kippt die Welt

ein Lautsprecher rauscht

ein Mitreisender plauscht
übers Wetter mit Fremden

jemand
spricht kein Deutsch
auf Englisch den Platz finden helfen.


Blechschindeln decken das Haus
hinter jeder Tür eine andere Stadt

hinter jedem Gesicht
eine eigne Erzählung.


Die Landschaft wechselt sich ab,
Schlaf, ein Gespräch.

Die Zeit
steht oder fließt.


24. Juni 2007

Ists weg

Spinnrige Finger aus Licht durch den Himmel
die Wolken schütten im Sturm
der Teer ist warm, die Straße dampft
ich fahre heim, mich friert.

Nichts könnte ferner sein als du.
Du stehst neben mir.

Dein Gesicht deine Haut
dein Haar dein Lachen dein Duft
sind mir gleichgültig.
Dein Blick fehlt.

Wir sprachen; dein Blick
war wieder hier.
Ich dachte
er bleibt.

Ein schmaler Ast brach vom Baum
mein Vorderrad glitt aus
dachte noch Fuß auf die Erde
aber das Vorderrad
ists weg
wars das.


20. Juni 2007

This is where I heal my hurts

This is my church
this is where I heal my hurts

versuchen diese Kirche
im Tag zu finden

Wut Angst Liebe
jemandem ausschütten dürfen.

Mit der perfekten
Kirche im Tag

wäre für die Liebe
kein Haus nötig.


Erster Abschnitt: Faithless - God is a DJ
Zweiter Abschnitt + : VT

17. Mai 2007

Perlenohrring

Ist etwas dunkel
eine Handlung
vom Licht nicht bedacht

immer
einen Glanzpunkt setzen
den Atem einhauchen

zaubern
dem Tag
eine Perle beimischen.


5. Mai 2007

Den Schritt

Auf der Stelle treten
als merkte ichs nicht

um nicht hier zu sein
abwesend sein und es hassen

den Schritt nach vorn nicht gehend

den Schritt sehnend

den Schritt verschiebend.


4. Mai 2007

Wie ein Baum so groß

Liebe
die nicht aus dem Moment kommt
die von der Tiefe gespeist
in die Welt gespült wird
egal ob Nacht, Tag, Sturm
oder blühende Bäume

Liebe
die nicht ausgepustet werden kann
wie ein Lebenslicht
oder die Kerze im Fenster

Liebe
tief und weit
wie ein Baum so groß
vielfältig wie die Blätter
die wie jeder gemeinsame Tag
filigran sind
und einzig.


22. April 2007

Parallele Treppen

Das Leben als Treppe, als 77
parallele Treppen
pro Treppe klimmt eine Dimension
- Mein Geist Mein Herz Mein Körper
befehlen eigene Beine.
Ein jedes klimmt das Treppenhaus
in 7meilen; 7 Jahren.

Wie
sieht der Dachstuhl aus?

Wer
lugt mir
übers Geländer entgegen?

Wann werde ich
den harmonischen Gleichschritt erfinden?

Eine jede Treppe ein Himmelreich.


PS: Überall kann ich auch abstürzen
eine Dimension kann liegenbleiben
absterben.


Tod und Jenseits im Dachstuhl. Die Dimensionen eine der vielen Persönlichkeiten von Harry Haller.

16. Januar 2007

Manchmal Firnis

Vom Mindmap
tilg ich die weißen Flecken

Manchmal muss ich
wegkratzen übermalen

Manchmal Firnis

Die Skizze ist schön.
Ein paar der Flecken
kann ich sehn.


16. Januar 2007

Warum dahin

Mir scheints mir grausts
mein Kopf der saust
woher wohin
warum dahin
das weiß ich nicht
mein Kopf er bricht
so scheints

es ist nicht alles meins
was glänzt.


17. November 2006

Scheinen

Ein Schaltpult
wünsch ich mir

an Reglern ziehen
meine Wut damit auflösen

meine Angst damit
dimmen

mein Leben aufleuchten lassen
mit warmen Orangefiltern
gnädig lebenden Grünfiltern
aufrichtig lobenden Blaufiltern.


19. September 2006

Durchschreiten

Tränen und Schmerz
Zweifel, Lügen
Hass und Liebe.
Tag und Neumond.

Durchschreiten
erleben erfahren

in Herz und Verstand
verstehen

dann wegscheiden
auswendig lernen

Bequemlichkeit abwählen
den rechten Weg gehn

(wie Wissen und Gewissen
ihn weisen kann).

Unterrichten
um welche Stunde
die Sonne scheint
wann die Augen sehn

wann
sie blind sind

und wie
das unterscheidbar ist.


30. Juli 2006

Mutterzeit

Die Mutterzeit
liegt hinter mir

nicht immer
war sie mir mütterlich

einmal
wie ein Schoß so groß
wie viele Kissen

einmal
wie ein Schlüssel glänzend
Schlägen und Tränen verschlossen

Die Mutterzeit liegt hinter mir.
Was
ruht hinter ihr?


9 Monate in Bethlehem.

10. Mai 2006

Die blaue Stunde


Jetzt ist sie da
die blaue Stunde

Der Häuser weiß
der Wolken grau
der Menschen Bewegung
im Atemtakt gefärbt
lichtschnell
so lang wie Minuten

Sie singt mir zu
aus den bauschenden Wolken
blütenfarben langsam kochend
am Rande der Berge:

Ewig
bin ich!

und ist fort.


1. April 2006

Augenblick

Die goldene Sonne bricht durch
lacht und wärmt
legt friedvolle Lanzen
durchs Geäst der grünenden Bäume
in die erste Wärme
des neuen Jahres.

Was es braucht
um glücklich zu sein für den Augenblick
das ist ein Augenblick.


März 2005

Traummilch

Nachts
wenn die Straße den Hunden gehört
dann heilt meinen Geist die Milch meiner Träume

ich trinke sie willig, ich weiß
ein jeder Tropfen
ist Spross meiner Brust

in jeder Nacht
muss mein Herz gemolken werden
muss ich nachdenken das Leben der Augen
mit den Augen der Nacht.


18. März 2006

Strauchelnd

Was wir im Albtraum nicht wissen
wir können schreien, den Traum beenden

Es sind immer Türen offen
die führen uns weg vom Grauen

Der Wind streicht die Türen auf
Wurzeln straucheln uns hindurch

Die Welt ist unser. Ein Heim!
Wir straucheln hindurch

fallen gelegentlich

richten uns auf an der Wurzel
von Neuem.


8. Februar 2006

Montag, 4. Februar 2008

Manchmal glaube ich
mein Herz sei tot

ich lese ein Gedicht
und fühle nichts

ich kann mich kaum
ans Verliebtsein erinnern

meine eigenen Gedichte
wollen nicht strömen

manchmal ists als sei
ich eine Hülse
in der mein Geist scheppert und anstößt
weil die dämpfende Emotion
meine Fahnen flüchtet
und mich beständig
nicht einseidet.


Manchmal denke ich das alles
aber glauben
könnt ich es kaum.


28. Januar 2008

Ohne Empfindung

Manchmal möcht ich wie ein Blatt sein am Baum
hin her geweht
benässt und getrocknet

im Frühling geboren,
den Sommer lang grün
ab Herbst tot.

Sein.
Ohne Fragen
ohne Empfindung.


28. Juli 2007

Wie klar wie verschlungen

Ein Dichter
malt das Flussbett.

Wie klar
wie verschlungen
malt er das Wasser?


17. Oktober 2006