In der Sechsten
nahm ich dich zum ersten Mal richtig wahr
weil du vor mir saßt
mit Fünfzehn hast du dir die Arme geritzt
einen Brief an dich selbst geschrieben
und ihn in der Sportumkleide liegen lassen
(da war große Aufregung um dich,
und ich dachte häufig, heute kommt sie nicht mehr zur Schule)
du fuhrst immer eineinhalb Stunden mit dem Bus nach Hause
dort war dein Klavier, das du vier Stunden täglich bespieltest
schön, aber mit wenig Talent, wie jemand sagt
(einmal spieltest du die Nocturnes
und ich lag auf einer Bank und genoss es sehr)
ein paar Mal habe ich dich in meiner kleinen Straße gesehen
allein, rauchend auf einer Bank den Ausblick geniessend
du sagtest mir nicht, wen du dort kanntest.
Jetzt steht dein Name auf einer Anzeige in der Zeitung:
Das letzte, was die Welt von dir hört
hört sie nicht durch menschliche Lippen.
Ruh du in Frieden
die du es so schwer gehabt
zu haben scheinst.
Meine Klassenkameradin während 12 Jahren, Rebecca B., hat sich umgebracht.
25. Mai 2008
Sonntag, 25. Mai 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen